Geschichte

Im Januar 1523 wird Zürich durch Ratsbeschluss evangelisch. Dem Reformator Huldrich Zwingli sind Gottes Wort, Bereitschaft zur Umkehr und das Geschenk der Vergebung durch Jesus Christus wichtig. Mit Hilfe der Stadtregierung treibt er diese reformatorische Einsicht in der Kirche vorsichtig voran. Einige Mitarbeiter sähen die Umsetzung gerne rascher. 1525 wird klar, dass Zwingli und die Obrigkeit diesen radikaleren Weg nicht befürworten. Seine ehemaligen Mitarbeiter bilden nun eine Gemeinschaft, die sich konsequent für die Wiederherstellung der christlichen Urkirche einsetzt, ihren Glauben unter anderem durch die Taufe Erwachsener bezeugt und als Richtschnur für Alltagsfragen nur die Autorität der Bibel anerkennt. So entstehen neben dem Staatskirchentum unabhängige Gemeinden, sogenannte Freikirchen. Die Obrigkeit empfindet dies als Auflehnung. Die Anhänger solcher Gemeinden werden bis ins 18. Jahrhundert hart verfolgt und vertrieben. In der Schweiz wird die Täuferbewegung fast völlig ausgelöscht. Trotzdem leben heute hunderttausende von Täufern auf nahezu allen Kontinenten der Erde.  

 

Seit der Reformationszeit weichen städtische Täufer aufgrund der Verfolgung in schwer zugängliche Regionen wie das Emmental aus. Erst nach der französischen Revolution 1789 und dem Einmarsch der Franzosen in Bern legt sich in der „Helvetischen Republik“ die Verfolgung. Nach letzten „Täuferordnungen“ (1816: Kleidervorschriften für Täufer) und Auswanderungen von Täufergruppen (um 1820 nach Amerika) bringt die Bundesverfassung 1848 neue Rechte in Glaubens- und Lebensfragen. Ab 1874 herrscht in der Schweiz Glaubensfreiheit. Bevor 1888 in Langnau das „Vereinshaus Kehr“ gebaut wird, treffen sich die Täufer in bis zu 38 verschiedenen Bauernhäusern zu Gottesdiensten. Freiwillige „Laienbrüder“ leiten die Gemeinde und verkündigen Gottes Wort. 1943 wird erstmals ein Prediger mit Theologiestudium dafür angestellt. 1982 wird das Vereinshaus durch den Bau eines neuen Saales zum heutigen Gemeindezentrum der Alttäufergemeinde Emmental.  

 

Die Täuferbewegung ist vom Beginn bis in die heutige Zeit geprägt durch ihre Verwurzelung in der Bibel. Kraft für ihr beharrliches Unterwegssein schöpfen die Täufer aus dem Wort Gottes. Menschen – gleich welcher gesellschaftlichen Schicht – lassen sich durch die befreiende Botschaft von Jesus Christus ansprechen, öffnen sich seiner Autorität, erfahren in ihrem Leben Veränderung: In ihnen wächst eine tiefe Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen. Die Täufer gewinnen aus ihrem Glauben, für den sie missverstanden oder verfolgt werden, eine Kraft, die sie gegen nichts eintauschen würden. Wenn sie in ihren eigenen Reihen anders Denkende teilweise auch ausgegrenzt und bekämpft haben – ebenso ein Verrat an der biblischen frohen Botschaft wie die Verfolgung der Täufer – wird durch ihre Geschichte doch sichtbar: Glaube, Hoffnung und Liebe haben bleibenden Bestand.  

   

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Alttäufergemeinde Emmental (Mennoniten)